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CityPortraits Blog

Curious who else is living in NYC? We are, too! We feature moms and dads from all walks of life with interesting stories, businesses, and family constellations. See who’s in town, what they love about NYC, and why they stay.

Maria Mayer Feng | Fine Foto Book Design

“Daraus mache ich das Cover für ein Buch über meinen Sohn“, sagt Maria Mayer Feng, und hält einen ausrangierten Strampler mit Eulen und Bäumen hoch, „das nenne ich dann vielleicht „Bennett’s Milestones“. Wir strahlen beide, und ich krame in Gedanken nach Babyklamotten meiner Teenager – so ein Buch hätte ich mir auch machen lassen sollen, damals. Maria ist eine grosse blonde Frau, mit warmherziger und ernsthafter Ausstrahlung. Sie macht Bücher, handgemachte Einzelstücke oder bis zu 150 Exemplaren, je nachdem was die Kunden bei ihr in Auftrag geben.

Snapshot from Maria Meyer-Feng with German Book in CityKinder Blog CityPortraits

Rund 250 dieser Kunst-Stücke hat sie in den letzten acht Jahren für etwa ebenso viele Auftraggeber produziert: Biografien, Jahrbücher, Reisetagebücher, Liebesbriefsammlungen … “you name it”. Manche bestehen exklusiv aus Fotos, andere auch aus Zeitungsartikeln, Emails, handgeschriebenen Briefen oder anderen Lebensschnipseln. „Ich lege viel Wert darauf, das Buch als Objekt dem Inhalt anzupassen“, sagt Maria, „so wie zum Beispiel die Sammlung von Unterwasserfotos, deren Buchdeckel mit einem Handtuch eingefasst sind“.

Für unser Gespräch haben wir uns in ihrem kleinen aber feinen Studio im Fashion District getroffen. Es ist voller Macs, Bücher, Fotos, Maschinen, Kameras und was sie sonst noch braucht, um ihre „Fine Photo Books“ herzustellen. Und ein Kinderbett gibt es auch, denn an manchen Tagen bringt sie ihren im  September letzten Jahres geborenen Sohn mit. Ich staune, wie sie sich ein Studio in Manhattan leisten kann. Sie erklärt, dass sie 2008, als der Immobilienmarkt noch im Tief war, einen guten Preis für das Studio in dem brandneuen Geschäftsbau aushandeln konnte.

Office from Maria Meyer-Feng with German Books in CityKinder Blog CityPortraits

Maria kam 2001 nach New York. Aufgewachsen ist sie in Rumänien; als sie 10 war zog ihre Familie nach Heidelberg. Sie studierte Sozialpädagogik in München und arbeitete einige Jahre mit Jugendlichen. Schon da merkte sie, dass sie eigentlich lieber den Geschichten zuhörte und die dokumentieren wollte, als sozialarbeiterisch einzugreifen. Als sie Geld von ihrer Grossmutter erbte entschloss sie sich, ihren Traum wahrzumachen und Fotografie in Dortmund zu studieren. Ein DAAD Stipendium für das „International Center of Photography“ bracht sie nach New York. Es war August als sie ankam,  ein Monat später geschah Nineeleven. Und brachte eine existentielle Wende auch in Maria’s Leben: „Das Aller-Unwichtigste in dieser Situation war für mich, Fotos zu machen. Ich wollte eintauchen, mit den Menschen leben, nicht von aussen dokumentieren“. Und sie beschloss: „Ich will nur noch Menschen fotografieren, die von mir fotografiert werden wollen“. Diesen Schritt  weg vom Photojournalismus vertiefte sie anschliessend noch mit einem Master’s bei NYU/Tisch. Während sie dort interaktive Videoinstallationen plante und baute, entdeckte sie ihr Interesse am Thema „Erinnerungen“. Die festzuhalten hat für Maria einen zutiefst persönlichen Bezug: „Jetzt vergiss mal alles, was in Rumänien war“, hatte ihr Vater ihr aufgetragen, als sie nach Deutschland übergesiedelt waren. Und sie hatte gehorcht – inklusive ihn von da an nicht mehr „Tati“, sondern Papa zu nennen. „Life is how we remember it“ steht auf ihrer Website, und ist heute das Leitmotiv für ihr Leben und kreatives Schaffen.

Computer und Webdesign sind nach wie vor ein Teil ihrer Arbeit, aber Bücher sind ihr Hauptprodukt. Ihr Allererstes hatte sie schon in Dortmund gemacht – über ein Kinderkrankenhaus in Rumänien und eines in Deutschland. Titel: Parallelwelten. Ihre erstes New Yorker Buch 2005 war eine komplett handgemachte Auftragsarbeit für einen Vater, erzählt aus der Perspektive der Kinder und voller Geschichten und Fotos darüber, warum er der beste Dad der Welt ist. Und ein bisschen was hat ihr Leben auch von den – New York typischen – Parallelwelten: Ihre Kunden sind betucht, um es vorsichtig auszudrücken, und zucken bei ihren Preisen von $400 bis $8000 mit keiner Wimper. Ihre treueste Kundin hat sich allein 50 Bücher machen lassen. Und auch wenn Maria trotz Schwangerschaft und Kind letztes Jahr soviel wie noch nie verdient hat, permanent Aufträge erhält und eine Assistentin beschäftigt, reicht ihr Einkommen allein doch längst nicht zum Leben in Manhattan aus.

Office from Maria Meyer-Feng with German Books in CityKinder Blog CityPortraits

Ihr kommerzieller Erfolg begann übrigens mit einer Geschichte, wie sie nur in New York passieren kann. Sie hatte auf eine Anzeige in Craigslist geanwortet, in der eine Mutter ein Buch über das erste Lebensjahr ihres Kindes gemacht haben wollte. Obwohl der Preis viel zu niedrig war, übernahm sie den Auftrag – und dann stellte sich die Mutter als Autorin für das Wall Street Journal heraus. Sie lobte Maria’s Buch anschliessend in der Zeitung in den höchsten Tönen, und die Aufträge strömten herein. Anfangs staunte sie manchmal, mit welchem Vertrauen ihr die Kunden die einzigartigen Photos und Dokumente anvertrauten, aber sie vermutet, dass ihre „deutsche Ernsthaftigkeit“ viel dazu beigetragen hat.

Als sie 2005 ihren Mann über Match.com kennenlernte, hatte sie ein Visum für „Aliens with extraordinary abilities“. Sie war 34 und lebte in Harlem, er 43 und in Hackensack, New Jersey. Beide wussten sofort, dass sie ihren Lebenspartner gefunden hatten. Acht Monate später waren sie verheiratet und zogen nach Hoboken in New Jersey. Andy Feng stammt aus China, und Maria ist sicher, dass ihre Kindheit in einem kommunistischen Land beide mit gleichen Werten wie Zusammenhalt und gegenseitige Hilfeleistung geprägt hat. Die Geschichte ihres Mannes ist ein bisschen wie die vom Tellerwäscher zum Millionär: Während er in China zu einer renommierten Schule gegangen war, verdiente sich seinen Lebensunterhalt in NY am Anfang als Tellerwäscher in Chinatown. An verschiedenen Hochschulen arbeitete er sich hoch bis zum Computeringenieur und ist heute Trading Operations Specialist für eine Französische Bank.

„Am Anfang in New York hatte ich täglich eine Gänsehaut, und die Möglichkeiten schienen mir wirklich grenzenlos“, sagt sie über die ersten Jahre. An der Begeisterung für die extreme Vielfalt und kulturelle Mischung der Stadt hat sich nichts geändert. Und auch nichts am Stolz, sich etwas aus dem Nichts aufgebaut zu haben, an dem Optimismus der New Yorker, der Energie und dem „Cool Faktor“. Doch je länger sie und ihr Mann nahe der City leben und arbeiten, desto mehr geht ihnen die Hektik, der Schmutz und Lärm und die permanente Stimulation aller Sinne an die Nieren. Und das ewige Hinterherhecheln nach mehr – mehr Geld, mehr Platz, einfach Mehr. „Es ist anstrengend, immer eine Karotte vor Augen zu haben“. Oder, wie Andy es ausdrückt “Even if you win the rat race, you are still a rat“. Trotzdem ist Deutschland keine Option mehr für Maria, und wenn sie und ihr Mann an ihr Alter denken, träumen beide manchmal davon, ins sozial freundlichere Kanada auszuwandern.

Zu ihrem Freundeskreis zählen viele Deutsche, teilweise noch aus DAAD Zeiten..Auch ihre derzeitige Nanny ist eine Deutsche mit einem eigenen Kind, aber sie suchen nach einer Chinesin. Maria plant, mit Bennett deutsch zu sprechen, und ihr Mann Mandarin. Aber wie das werden soll, wenn die beiden Eltern sich gegenseitig nicht verstehen, ist beiden momentan noch etwas rätselhaft.

Maria Meyer-Feng from German Books in CityKinder Blog CityPortraits with her son

Zum Abschluss frage ich Maria noch nach einem Tip für andere Eltern, und sie empfiehlt, die Fähre aus der City nach Hoboken oder umgekehrt zu nehmen. „Man hat einen extrem tollen Blick aus Hoboken auf die Stadt.“ Oder den Biergarten  „Pilsner Haus“ in Hoboken zu besuchen – mit einer Bierauswahl und Atmosphäre genau wie in München.

Beim Rausgehen fällt mir der Schriftzug „Dream“ an der Wand Ihres Studios auf. „Hast Du ihn Dir machen lassen“ frage ich. „Nein. Den habe ich letzten Sommer hier unten im Haus im Müll gefunden“, sagt sie, „erst sah ich nur das M, und da ich Buchstaben liebe, habe ich dran gezogen.“ Für Maria liegen die Träume zweifellos auf den Strassen von Manhattan – man muss nur genau hingucken und nicht locker lassen.

Fine Foto Book Design

Website: www.mariamayerfeng.com

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